28.5.06

Deutsche Geschichten I

Ich sitze in der Straßenbahn, auf einem Platz, der definitiv nicht für meine Beinlänge geeignet ist. Der Waggon rattert durch Leipzigs Straßen. Regen prasselt gegen das Fenster. Und überhaupt sehen die Menschen aus, als würde er ihre ganzen tollen Pläne für den heutigen Tag wegspülen.
Da ertönen die ersten Takte von Yann Tiersens "Amélie" Soundtrack irgendwo im Waggon. Erst denke ich, da hätte sich jemand einen ganz besonderen Klingelton auf sein Handy geworfen. Doch plötzlich setzt eine Basslinie ein und irgendwie fühle ich mich, als hätte ich gerade einen Schlag mitten auf die Nase bekommen. Das Ganze geht eine kleine Weile weiter, als plötzlich auch noch jemand anfängt, dazu zu rappen. Als ich mich umdrehe sehe ich genau das, was ich erwartet hab. Zwei pubertäre Jungs in viel zu weiten Hosen haben sich über ein Mobiltelefon gebeugt. Dazu kommt der Kommentar »Das ist von Fler, voll fett.« Die Antwort darauf lässt nicht lange auf sich warten: »Jo, Fler, Mann, der is doch voll scheiße, ey.« Nichtsdestotrotz fangen die beiden dann wie in Trance an, den "Text" mitzubeten. Was ich davon mitbekomme ist einfach nur lächerlich (Aber das nur nebenbei).
Ganz egal. Dass die Musik von Yann Tiersen ist, das weiß sicher keiner der beiden. Und ich kann es ihnen nicht einmal übel nehmen. Sollen sie mal machen. Jedenfalls kenne ich Menschen, die das, was dieser Rapper/Hiphopper/wasauchimmer mit dieser Musik gemacht hat, direkt und ohne Umschweife als Blasphemie auslegen würden. Und ein bisschen denke ich auch so.

22.5.06

Ohne Worte

Jean Sibelius - Violinkonzert in d-moll, op.47


Grandios. Noch grandioser als die Vier Jahreszeiten. Und das will bei mir was heißen...

Siegmundsburg

Nun ja, das war also das letzte Mal, dass ich mit dem Collegium Musicum nach Siegmundsburg gefahren bin. Und trotz der Tatsache, dass wir dieses Mal nur zwei anstatt der gewohnten drei Tage dort waren, muss ich sagen, dass es das schönste Siegmundsburg bisher war. Auf so einer Fahrt ist eine dreifache Sauna mit anschließendem Kammermusik-vom-Blatt-zocken ja aber auch schwer zu toppen.

Hat Spaß gemacht. Richtig Spaß. Und hat vom Einsamsein abgelenkt.

18.5.06

Aus, Schluss, Ende

Gestern also war die letzte Vorstellung. Und jetzt hab ich noch mit dem Schlafentzug zu kämpfen...
Kennt ihr diese Situation, dieses Gefühl? Stellt euch vor, eure fünf besten Freunde haben euch die vergangene Woche über besucht und ihr habt alle zusammen in eurer viel zu kleinen Bude übernachtet. Übereinander, kreuz und quer. Und jeder Morgen war besser als alle anderen vorher. Weil ihr eine großartige Zeit miteinander verbracht habt. Und jetzt stellt euch den letzten Nachmittag vor. Alle rollen ihre Schlafsäcke ein, nehmen ihren (neumodäschen) Krempel aus dem Bad und packen ihre Sachen zusammen. Das Gefühl nach der letzten Tasse Kaffee, nach der letzten Umarmung, nach dem Türschließen. Plötzlich ist eure kleine Bude viel zu groß und leer geworden. Dann macht sich eine Einsamkeit breit, schleicht sich leise von hinten an und überfällt euch ganz ohne Vorwarnung. Wenn ihr dieses Gefühl kennt, dann wisst ihr, wie es mir gerade geht. Das hektische Treiben wird mir fehlen. Genauso wie die vielen schönen Tage und das Wimsim, Schwallasipp und Plibli. Es ist einfach überwältigend, wenn man Menschen in ein Projekt zusammensteckt, die sich vorher nicht einmal gekannt haben und dann sieht, welche Herzlichkeit und Wärme sich mit der Zeit unter diesen Menschen entwickelt.

Danke, Sonja.

Ich werd jetzt meine Weihrauchkerze anmachen und mir die Bude ein wenig einräuchern. Ich freu mich auf das Grillen morgen Abend. Und auf Siegmundsburg freu ich mich auch.
Nächster Gang?

15.5.06

Der stille Hügel

Gerade komme ich aus dem Kino, aus »Silent Hill«. Und irgendwie habe ich festgestellt, dass ich diesem Genre nicht wirklich viel abgewinnen kann. Denn auch in der Vergangenheit bin ich (dank Lars' Beihilfe) inzwischen in den Genuss ähnlicher Filme wie »The Ring« und »The Dark« gekommen. Und ich habe bisher jedes Mal nach einem solchen Film festgestellt, dass ich mich zwar ordentlich gegruselt habe, darüber hinaus aber nichts wirklich spannendes erlebte. Es mag auch daran liegen, dass die Handlungen solcher Filme zumeist in Paralleldimensionen abschweifen, die auf unerklärliche Weise durch die Gedanken einer einzelnen Person entstanden sind. Und Irgendjemand (meist eine Mutter auf der Suche nach ihrem Kind) gerät dort hinein, findet den Sprössling und ist aber auch über das Ende hinaus dort gefangen. Ich kann also guten Gewissens behaupten, dass diese Filme mittlerweile alle nach dem gleichen Schema ablaufen. Ich beginne, solche Knaller wie »Das Ding (Kurt trägt seinen Cowboyhut auch in der Antarktis Russell) aus einer anderen Welt« oder das Remake von »Dawn (wo die Zombies herkommen ist ja eigentlich scheißegal) of the Dead« zu vermissen. Knaller, die mir beim Schauen noch anständig Spaß zur Gruselei bringen.
Aber nix für ungut, Lars. Allein das Erlebnis, mit dir im Kino zu sitzen und dir die Maoam Knaller wegzunaschen ist die Karte allemal wert.

Eine Reliquie

Gestern habe ich von meinen Eltern die wohl schönste Espressotasse der Welt geschenkt bekommen.


Ich habe mich so spontan doll darüber gefreut, dass ich gar nicht bemerkt habe, dass ich gar keinen angemessenen Platz dafür hab. Aber was nicht ist, das kann sich ja ändern.

14.5.06

schwallasepp, schwallasipp und schwallasopp

Mein normaler Tagesrhythmus momentan:

12:00 aufwachen
12:00 - 13:00: Kaffee kochen und ausgiebig frühstücken
13:00 - 17:00: wichtige Dinge des Tages erledigen
17:00 - 22:30: auf ins Dämmerland
22:30 - 04:00: ausgiebig feiern und danach das Dämmerland wieder verlassen

Gut, heute war ich schon ein wenig früher zu hause...
Aber die Dämmerländer sind schon ein lusig Völkchen, das muss man ihnen lassen.

8.5.06

Wimsim, wemsem & wumsum

Lars' Kommentar: »Ja, du riechst nach Theater»
Um es etwas genauer zu formulieren: Ich rieche gerade nach einem Mix aus Theaterschminke und Feuchttüchern. Etwas Lidschatten ist noch übrig, den werde ich mir jetzt mal abwaschen...

7.5.06

Im Land der Schatten

Sonntag Mittag ab ins Dämmerland, in die erste Durchlaufprobe. Und zum ersten Mal habe ich wirklich gesehen, was in diesem Land eigentlich los ist. Das erste Mal habe ich heute gesehen, wie gefühlvoll gefühlskalt und herzlich herzlos, berechnend, grausam und aalglatt der Herr Kanzler ist. Über Wochen hinweg habe ich den Eindruck gehabt, das alles sei eine große Fête, tanzend, lachend, singend. Doch heute hat mir die Sonja zum ersten Mal so richtig die Augen geöffnet und gezeigt, was für ein wunderbares, fesselndes und ergreifendes Stück Theater sie da geschaffen hat.
Und über die Wochen hinweg hat sie mir gezeigt, was für ein Potential eigentlich in mir steckt und dass ich es eigentlich nur zu wecken brauche. Also Sonja. Der Herr Bankiersenator hat gesehen, dass er noch hundertmal besser sein kann und wird auch alles daran setzen, dies auch zu schaffen.

Jedem, der die Zeit hat, dem möchte ich ans Herz legen, dieses Schauspiel zu besuchen. Nicht um meinetwillen, sondern um der Geschichte und ihrer Inszenierung Willen.

Amen.

6.5.06

Nachtrag


Heute habe ich mir auch den Soundtrack geleistet,sozusagen als Rundum-Sorglos-Paket. Das Feuerwerk geht weiter.

N° 19384



Heute habe ich mir etwas geleistet. Einen Meilenstein des Anime. Nämlich Mamoru Oshii's »Ghost in the Shell: Innocence« in der limitierten Sonderausgabe. Als ich ihn heute hab im Müller stehen sehen bin ich schwach geworden. Und ich muss ganz ehrlich sagen, dieser Film hält nicht nur das, was von ihm versprochen wird. Er übertrifft diese Erwartungen und Prophezeiungen bei Weitem. Mein Fernseher hat vorhin ein Feuerwerk steigen lassen.
Darüber hinaus enthält diese DVD eine Studio Ghibli Trailershow. Und ich habe festgestellt, dass, was ich eigentlich nicht gedacht hatte, eine ganz gewaltige Lücke in meinem DVD Regal klafft. Dabei weiß man doch eigentlich, dass Ghiblifilme immer kaufenswert sind. Ich Idiot.
Aber das Problem ist erkannt und wird behoben werden.
Ich weiß gar nicht, warum ich das jetzt geschrieben hab. Irgendwie bin ich fasziniert von diesem Film. Und er wird hier im Kinderzimmer in der nächsten Zeit noch öfter laufen.

5.5.06

Freitag Nachmittag

Funny van Dannen - "Neues von Gott": €7,95
Familienstück Zupfkuchen im Sonderangebot: €1,50
500g frischer Santos aus Brasilien: €6,00
Kaffeepause mit Buch und Kuchen im Liegestuhl in der Sonne: unbezahlbar

Und als Bonus gibt es heute: Frischen Kaffeeduft in der ganzen Küche. ^^



Ich wünsch euch ein tolles Wochenende.

4.5.06

You're missed in this world

Heute vor siebenundsiebzig Jahren wurde Audrey Kathleen Ruston in Brüssel geboren.

Fünf

Ich dachte, ich sag's mal.

2.5.06

Sommer, Sonne, Sonnenschein

Gerade kam die Andrea vorbeigehüpft, um mit mir die letzten Änderungen am Dämmerland Programmheft zu besprechen, da musste ich ein wenig schmunzeln, ist mir doch gleich die Kurzgeschichte vom Lars wieder eingefallen, die er mir neulich vorlas. Denn Detlev (der wohnt gleich vorn links neben der Wohnungstür) ist ja wirklich nicht für übersprudelnd heiteres Temperament bekannt. Mehr als ein Brummen ist da oft nicht zu vernehmen. Nun ja. Plötzlich stand da die Andrea in der Wohnung, aufgeregt, lustig, fröhlich wie eh und je und so bunt wie ein ganzer Farbenladen. Es ist ja immerhin Frühling. Dann öffnete sich Detlevs Zimmertür und gab einen wirklich unschönen Anblick auf das zerknitterte Gesicht eines Mannes frei, der wohl die ganze Nacht geraucht und getrunken hat (kleine Anmerkung: Er sieht immer so aus) Auf mein »Guten Morgen« war, wie nicht anders zu erwarten, nur ein trüber Blick grob in die Richtung, in der ich stand, die Antwort. Dann kam Andrea aus meinem Zimmer gesprungen, denn sie wollte gerade wieder los. »Hallo«, rief sie mit einem "Guten Morgen, Guten Morgen, Guten Morgen, Sonnenschein" - Ausdruck in der Stimme. Und das bewirkte glatt Wunder. Plötzlich zeigte sich ein Lächeln in Detlevs Gesicht und er schien gerade richtig aufzuwachen. Sein »Hallo« klang so, als hätte er sich im nächsten Moment auf den Fußboden geworfen, um sie anzubeten. Sie hat von all dem aber nichts mitbekommen, ist aus unserer Wohnung und auf die Straße gehüpft. Als ich die Wohnungstür geschlossen hatte war Detlev verschwunden. Jetzt hab ich die Vorhänge zurück gezogen und mir einen Kaffee gemacht. Und ich frage mich immer noch: Wie macht sie das?

Guten Morgen, Sonnenschein.