Deutsche Geschichten I
Ich sitze in der Straßenbahn, auf einem Platz, der definitiv nicht für meine Beinlänge geeignet ist. Der Waggon rattert durch Leipzigs Straßen. Regen prasselt gegen das Fenster. Und überhaupt sehen die Menschen aus, als würde er ihre ganzen tollen Pläne für den heutigen Tag wegspülen.
Da ertönen die ersten Takte von Yann Tiersens "Amélie" Soundtrack irgendwo im Waggon. Erst denke ich, da hätte sich jemand einen ganz besonderen Klingelton auf sein Handy geworfen. Doch plötzlich setzt eine Basslinie ein und irgendwie fühle ich mich, als hätte ich gerade einen Schlag mitten auf die Nase bekommen. Das Ganze geht eine kleine Weile weiter, als plötzlich auch noch jemand anfängt, dazu zu rappen. Als ich mich umdrehe sehe ich genau das, was ich erwartet hab. Zwei pubertäre Jungs in viel zu weiten Hosen haben sich über ein Mobiltelefon gebeugt. Dazu kommt der Kommentar »Das ist von Fler, voll fett.« Die Antwort darauf lässt nicht lange auf sich warten: »Jo, Fler, Mann, der is doch voll scheiße, ey.« Nichtsdestotrotz fangen die beiden dann wie in Trance an, den "Text" mitzubeten. Was ich davon mitbekomme ist einfach nur lächerlich (Aber das nur nebenbei).
Ganz egal. Dass die Musik von Yann Tiersen ist, das weiß sicher keiner der beiden. Und ich kann es ihnen nicht einmal übel nehmen. Sollen sie mal machen. Jedenfalls kenne ich Menschen, die das, was dieser Rapper/Hiphopper/wasauchimmer mit dieser Musik gemacht hat, direkt und ohne Umschweife als Blasphemie auslegen würden. Und ein bisschen denke ich auch so.
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