21.6.07

Der ganz normale Alltag

Wolken hängen tief am Firmament, so tief, dass sie fast auf Augenhöhe vorbeiziehen, wenn ich auf dem Balkon stehe. Von der Blauen Stunde keine Spur. Die Massen über meinem Kopf färben das Licht mit hellem Braun und tauchen ganz Ilmenau in dies düstere Licht. Die Regengischt nimmt mir den Blick hinaus auf die Stadt; meine Augen erreichen kaum den nächsten Block. Im Sekundentakt zucken Blitze durch den Himmel und von dort auf die Erde. Nebenan ist sogar die Alarmanlage eines Autos deswegen angesprungen. Ich nehm den letzten Löffel meines Müslis, zieh mir Schuhe und Jacke an - warum eigentlich, ist sowieso alles gleich durchgeweicht - nehm den Schlüssel vom Haken und mach mich bereit, dem Ungeheuer zu trotzen. Mit verzweifeltem Heldenmut ergreife ich die Türklinke um mich mitten hinein zu begeben, in diese Hölle aus Wasser und Wind. Denn irgendwer, ja, irgendwer und wer, wenn nicht ich, muss doch die Kraft-Weg-Kennlinien von Frau Löschs Topfmagnet aufnehmen.

10.6.07

live

Pro Art live in der Försterei.
Nur ein Narr, der da die Füße still hält.

1.6.07

Schuhmacher und Schütze

Ein Holzschuhmacher und ein Bogenschütze mit Brot- beziehungsweise Wassersack durchschritten eine Saccharose-Pfütze. Zwar war sie gottlos, aber zäh wie Lack. Der Schütze sprach: "Wir müssen sie entwässern. Nur so wird sie zu gutem Scheuersand. Jedoch kann ich sie schwerlich trockenbessern. Mein Sack enthält den falschen Gegenstand." Der Holzschuhmacher sprach: "Oh, ich vermute, du willst mein sittsam frommes Beutelbrot - auf dass es zuckernd sich zu Tode blute und selbstvergessen stirbt den Opfertod." "Mein Gott, du laberst wie ein schwuler Pfaffe, dem man den Wäschebeutel klauen will. Ist dir denn klar, dass ich es niemals schaffe? In deinem Sack ist Brot, in meinem Müll!" "Du bist ein Bösewicht, Sadist und Schlächter und willst mein Brot als süsses Opferlamm. Der ärgste Tempelräuber ist gerechter. Mein Brot, verdammt, ist heilig. Und kein Schwamm!" So zogen sie denn lauthals schreiend weiter, teils sakrosankt, teils niedersäbelnd schroff. Noch heute singen sie dem Anstaltsleiter das Lied vom Pfützlein mit dem Zuckerstoff.

Aus dem Blindtext Archiv >>> von latz://new.media
reinschauen und freuen :)