Was so passiert
Wenn man so durch die vorabendliche Stadt läuft, dann begenet man durchaus einigen erinnernswerten Menschen und Begebenheiten. Eine Frau unterhält sich vor dem Bahnhof über zwei Bänke hinweg mit einer anderen. Warum sie sich nicht zusammen setzen, das wissen nur sie beide. Ein Stück weiter möchte eine Frau ausparken, sieht den Bus, der gerade kommt aber zu spät, möchte ihm ausweichen und setzt ihr Auto gegen den Laternenpfeiler auf der anderen Straßenseite. Nichts Ernstes, dem Auto, dem Pfeiler und ihr geht es gut, aber sie hat sich die Aufmerksamkeit dreier nun spottender Halbstarker gesichert. Was ist blöder? Das Auto gegen einen Pfeiler zu steuern, oder das Gelächter von drei Pickelgesichtern aushalten zu müssen? Ich fühle mit ihr. Auf meiner Jagd nach Sicherungen werde ich von einem Mann mit Links-Rechts-Schwäche in die falsche Richtung geführt. Aber das führt mich geradewegs in die Falkstraße, dahin, wo ich mal zu Hause war. Schon auf der Straße höre ich die Stimme meines alten Vermieters, der seine Tochter im Hinterhaus besucht. Und irgendwie bin ich froh, dass ich dort nicht mehr wohne. In meinem alten Fenster hängt doch tatsächlich noch der Papiersmiley, den ich dort vor einem Jahr hingehängt hab und zaubert mir ein Lächeln auf das Gesicht. Irgendwann wird mir dann bewusst, dass ich eventuell in die falsche Richtung laufe und kehre um. Später, als ich, mit drei neuen Sicherungen in der Tasche, wieder in Richtung Heimat laufe, fällt mir eine Gruppe Jogger auf, die versuchen, über die Straße zu kommen. Aufgrund der Feierabendrushhour ist das aber gar nicht so einfach. Wie aufgeschreckte Hühner laufen sie zwischen dem zähflüssigen Verkehr hin und her. Fünfzig Meter weiter hat die Polizei einen wasserstoffblonden, gelbeladenen jungen Mann in seinem übertrieben aufgemotzten Golf angehalten. Es erweckt den Eindruck, dass sie das nur getan haben, weil sie Freude daran haben und weil ohnehin schönes Wetter ist. Die Lust der Polizisten ist aber auch verständlich, wenn ich mir seinen Auspuff so anschaue. Der amüsierten Aufmerksamkeit der vielen Businsassen, die an ihm vorbeigefahren werden kann er sich sicher sein. Am Theaterplatz angekommen erinnere ich mich an meine heutige Begegnung mit der verschlafenen Falkstraße zurück. Ich bin froh, dass ich jetzt mitten in der Stadt wohne. Hier ist viel mehr los, hier ist viel mehr Leben. Jetzt hab ich es mir gemütlich gemacht, mit Schokokuchen und Cappucchino. Und mit der "Tracks"-Sendung von gestern Abend. Norbert singt starke Lieder.
Ich erschein heut morgen noch bei dir.
Denn ich hab aufgehört von dir zu träumen.
Ich weiß, du länger schon von mir.
Die Sonne scheint jetzt auf der anderen Planetenseite. Der Frühling hat mich eingefangen. Und ich hab mich gern einfangen lassen.
2 Kommentare:
das hört sich sooooo fein an, wenn man die letzten beiträge liest. da bekommt man selbst auch gleich ein lächeln und freude im herzen und hachja...
mir passiert selten so viel toller kram, wenn ich durch die stadt schlendere...aber ich liebe beobachtungen dieser art.
^__^ ... und ich hoffe, er lässt dich so schnell nicht wieder los.
Es ist wirklich immer wieder erstaunlich, welche interessanten, nachdenklichen und ulkigen Geschichten doch der Alltag schreibt.
Dir passieren aber auch Sachen... wenn ich nur die Hälfte davon auch wirklich erleben würde, wäre mein Leben "aufregend" ^^
Menschen beobachten und generell so das Stadtleben einfach nur "miterleben" - da kann man manchmal nur durch Beobachtungen einiges an Erfahrung sammeln und noch dazu lernen.
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